Ibrahim Syuhada wurde 1872 in Banjarnegara, Mitteljava, als Sohn von KH Syuhada geboren. Als Jugendlicher war Ibrahim oft in Schlägereien verwickelt, sodass sein Vater um seinen guten Namen fürchtete. Um Schlimmeres zu verhindern, begann KH Syuhada die strenge und lange dauernde Ausbildung seines Sohnes im Pencak Silat. So wurde Ibrahim ein Meister im Pencak Silat des Stils Banjaran.

Sein aussergewöhnliches Talent stellte Ibrahim das erste Mal im Kampf gegen die Soldaten der niederländischen Kolonialmacht unter Beweis. Von diesem Zeitpunkt an wurde er vom holländischen Militär gesucht und musste untertauchen. Er versteckte sich bei KH Ali Penatus Binorong.
Später heiratete er dessen Tochter und gründete gemeinsam mit seinem Schwiegervater das Pondok Pesantren Binorong. Seine 3 besten Schüler dort waren Ahyat (nannte sich später KH Burhan), Yasin (spät. KH Abu Amar Syuhada - Ibrahims jüngerer Bruder) und Soedirman (spät. Gründer der indonesischen Streitkräfte).
Verkleidet und getarnt nannte er sich nun KH Busyro Syuhada.
Trotz Tarnung und seines neuen Namens erfuhr das holländische Militär, wo er sich aufhielt, woraufhin Busyro nach Singapur floh.

1921 lernte Busyro in Yogyakarta die beiden Brüder A. Dimyati und M. Wahib kennen, die ebenfalls Pencak Silat-Kämpfer waren. Im Wettkampf mit Busyros Schüler waren die beiden unterlegen und beschlossen daraufhin Schüler von Busyro zu werden und begannen eine 9monatige Ausbildung.
Zu jener Zeit hatte Busyro seinen Wohnsitz bereits in den Stadtteil Kauman verlegt.

Die Schulen Kauman, Seranoman und Kasegu

Bild des Kauman-Platzes, Yogjakarta
Wahib lernte nicht nur den Banjaran-Stil von seinem Meister, sondern glich ihm auch charakterlich. Wahib, wie auch Busyro, waren harte Meister, die zwar das Können anderer Silat-Stile respektierten, jedoch keine Kompromisse kannten.
Viele waren der Überzeugung, dass Dimyatis Können im Pencak Silat das seines Bruders Wahib übertraf, aber da er ein verschlossener und stiller Mensch war, gab es wenige Gelegenheiten, bei denen er seine Kunst zeigte. Er ähnelte in seinem Verhalten stärker Meister Burhan.

Auch Wahib wurde aufgrund seines rebellischen Verhaltens zu einem von den Holländern gesuchten Pencak Silat-Kämpfer. Bei einer Schlägerei wurde Wahib tagelang von holländischen Soldaten, die ihn versuchten zu ergreifen, abgeschottet. Als Folge dieses Vorfalls wurde auf dem Alun-Alun-Platz vor dem Kraton, dem Sultanspalast von Yogyakarta, mit Erlaubnis des Kraton, ein Wettkampf veranstaltet. In diesem Wettkampf musste Busyro und gegen einen holländischer Boxchampion kämpfen, der aus Batavia (Name von Jakarta in der Kolonialzeit) herangeholt wurde. Busyro gewann den Kampf.

Bild vom StrandDiese Geschehnisse erweckten die Aufmerksamkeit der Meister des Kraton. Nach einem Wettstreit im Pencak Silat der inneren Kraft (ilmu batin od. tenaga dalam), wurde Busyro zum Lehrer im Kraton von Yogyakarta ernannt.

In der Ausbildungszeit zog Wahib 5 Jahre durch den Osten Javas um sein Wissen im Pencak Silat zu vertiefen. Er spezialisierte sich auf Kuntaw (indon. Kung-Fu) und Rawean.
Sein älterer Bruder Dimyati hingegen ging in den Westen Javas und studierte 3 Jahre lang die Stile Cikalong, Cimande.

In der Zeit zwischen 1920 und 1951, gab es in Yogyakarta ausser dem Banjaran-Stil mehrere andere Stile, wie z.B. Asmaul Husna, Mujarobat, deren Lehren sowohl innere Kraft, als auch physisches Pencak Silat umfassten. Die Stile standen ständig untereinander im Wettstreit.

Als Grossmeister Busyro die Zeit gekommen sah, erteilte er seinen zwei Schülern die Erlaubnis, eine Schule zu eröffnen und selbst Schüler auszubilden. Diese neue Pencak Silat-Schule wurde 1925 gegründet und hiess Perguruan Pencak Silat Kauman Banjaran.
Die Grossmeister dieser Schule waren Wahib und Dimyati, die ihrer Schule eine Prägung von starkem Nationalbewusstsein gaben.
Der Lehrstoff bestand aus 15 Jurus (= japan. Kata) und 8 Kembangan (Kombination von verschiedenen Jurus).
Viele Schüler anderer Stile wechselten bald zur Kauman-Schule. Zwei Schüler, Djuraimi und Syamsuddin wurden zu den Stützen von Grossmeister Wahib. Syamsuddin entwarf sogar seine eigenen Jurus (katak, lembu jantan, harimau). Er wurde zum Hauptassistenten von Meister Wahib und durfte auch selbst Schüler annehmen. Er gründete seine eigene Schule mit dem Namen Seranoman. Schüler die in die Kauman-Schule eintreten wollten, mussten erst ihre Abschlussprüfung in der Seranoman-Schule machen. Die Seranoman-Schule brachte einen herausragenden jungen Meister namens Moh. Zahid hervor, der dann auch in der Kauman-Schule lernte. Zahid entwickelte das Pencak Silat in Schnelligkeit, Beweglichkeit und Präzision der Bewegungen weiter. Er entwarf auch neue didaktische Grundlagen für den Unterricht grosser Gruppen. Zahid starb leider schon 1948 in jungem Alter.
Die Kauman-Schule hate mit Djamia'at Dhalhar, M. Wasthon Sujak und Bakir Odrus noch weitere grosse Schüler.

Bild vom Training am StrandGrossmeister Busyro starb 1942. Er erlebte nicht mehr, dass sich auch ein Soldat der japanischen Besatzungsmacht seinem Stil anschloss. Der japan. Soldat Makino kam 1943 nach Yogyakarta. Er beherrschte japanische Kampfkünste, im Wettkampf jedoch unterlag er Kämpfern der Kauman-Schule und trat daraufhin dieser Schule bei. Er nannte sich fortan Omar Makino.

Im Jahre 1948 liessen Grossmeister Burhan und 20 seiner Schüler in einer Schlacht gegen die Holländer im Westen Yogyakartas ihr Leben. Dieser grosse Verlust führte dazu, dass die Aktivitäten der Schule zum Erliegen kamen. Daraufhin gründte Moh. Barie Irsjad, auch Schüler von Meister Wahib, Dimyati, Syamsuddin und Zahid die Schule Kasegu.
Meister Barie Irsjad war als Leiter der Schule Kasegu, deren Hauptquartier im südlichen Teil der Kauman lag, auch unter dem Namen Badai Selatan (=Sturm des Südens) bekannt. Im Osten der kauman gab es nämlich eine Pencak Silat-Schule, dich sich mit Schwarzer Magie befasste. Mit Erlaubnis des Grossmeisters Wahib forderte Meister Barie den Meister der Schule der schwarzen Magie heraus: wer im Kampf unterlag, musste sich aus der Kauman zurückziehen.
Der Kampf wurde am Abend des 25. Mai 1951 durchgeführt. Es war ein spannender und harter Kampf, aus dem am Ende Meister Barie Irsjad als Sieger hervorging.